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"Narrenschiff" 2001 / 2006 Tempera/Öl auf Leinwand auf Holz 117 x 143cm |
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"Narrenschiff" Presse- und Informationsamt Osnabrück In seinem Bild aus dem Jahr 2003 - 2006 zeigt Bühler das Schiff nicht als Symbol einer individuellen Fahrt durch das Leben, sondern als Symbol von Staat und Gesellschaft. Aus der Heckfahne mit herausgeschnittenem DDR-Staatswappen geht die Nationalität des Segelschiffes hervor, der Mast besteht aus dem biblischen "Baum des Lebens". Bühler charakterisiert das deutsche Staatsschiff als altertümlich, das mit seiner konservativen Crew - zusammengesetzt aus Vertretern der Bürokratie, des Militärs und des Klerus - nur schwerfällig zu bewegen ist. Ohne Not wird es in eine unbestimmte Zukunft manövriert, in der es unbekannten Gefährdungen ausgesetzt ist. Widerspruchslos und lethargisch nimmt ein Teil der Mannschaft den Gang der Dinge hin. Der dunkle Himmel lässt bereits einen aufziehenden Sturm und eine mögliche Katastrophe erahnen. Begleitet wird das Schiff von Phantasiefiguren: Don Quichotte ist zu erkennen, mit einer Lanze im Anschlag und auf einem Auge reitend entfernt er sich vom Schiff. Als Lotse des Seglers scheint sich ein Gnom auf einem mechanischen Delfin zu betätigen. In Bühlers Arbeit wird der Bezug zu den gesellschaftskritischen Bildern der Weltkultur besonders deutlich. Unverkennbar fußen insbesondere seine Themenbilder auf der künstlerischen Ausdrucksweise des spätmittelalterlichen Manierismus. Die Paradoxie, die Meraviglia (das Wunderliche und Wunderbare), die Discordia concors (die Vereinigung des Unvereinbaren) und nicht zuletzt ein hoher Grad an offener Widersprüchlichkeit waren dessen wesentliche Züge und Wirkungsmittel. Als typische Vertreter dieser künstlerischen Haltung gelten: Giorgio Vasari (1511 - 1574),
Bei Thomas Bühler ist eine ähnlich weitgehende Dämonologie wie im Manierismus zu finden. Biblische und apokalyptische Motive oder der Bezug auf deutsche und niederländische Passionsbilder des 15. und 16. Jahrhunderts sind einige Merkmale dieses Spätrenaissance-Stils. Von Arnold Böcklin (1827-1901) und Peter von Cornelius (1783 -1867) werden sie später in einem völlig anders gearteten gesellschaftlichen Kontext wieder aufgenommen. Thomas Bühler verarbeitet außerdem in seinem Werk das typisierende Arsenal der europäischen Bildsatire des 19. und 20. Jahrhunderts, zum Beispiel der politischen Karikatur der frühen Jahre des französischen Bürgerkönigtums oder der kritischen Grafik, wie sie beispielsweise in Karikaturen des In- und Auslandes während der Ära Wilhelms II. und in Blättern des antifaschistischen Widerstandes vor oder während der NS-Diktatur entwickelt wurde. Dabei sind Zeichen, Symbole und Assoziationsformen, die der Entlarvung politischer und gesellschaftlicher Zustände dienen, von besonderer Bedeutung. Das Ziel dieser Grafiken war es, eine Allegorie für Personen oder Gruppen aus Staat, Militär, Kirche oder Finanzaristokratie zu schaffen. Malerei und Zeichnungen sind die primären Medien des 1957 in Georgsmarienhütte bei Osnabrück geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlers Thomas Bühler.
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